Infoabend vom 25.03.2014 im Gasthaus Oberstein

Wir brauchen ein Gasthaus –aber wie?

Gasthaus für Marktschellenberg- Infoabend vom 25.03.2014 im Gasthaus Oberstein

Zahlreiche Zuhörer füllten das Gasthaus Oberstein bis zum letzten Platz, um sich vor Ort über die Möglichkeiten eines "eigenen Gasthauses" zu informieren.

Wie schafft es eine kleine Gemeinde, sich gegen das Wirtshaussterben in ihrem Ort zu stemmen? Und gibt es die Möglichkeit, dass Politik, Vereine und einzelne Bürgerinnen und Bürger zusammen einen gastronomischen Betrieb ins Leben rufen? Mit diesen Fragen setzte sich unlängst die CSU Marktschellenberg in einer Veranstaltung im voll besetzten Gasthaus Oberstein auseinander.

Ganz bewusst betonte zu Beginn der CSU Ortsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat Dr. Michael Köhler den Informationscharakter des Abends. "Wir wollen informieren und überlegen, wie man gestalten kann. Wahlkampfgetöse bringt uns in den wichtigen Fragestellungen nicht weiter", so Dr. Köhler. Deshalb werde er auch keine Wahlkampfrede halten, sondern gleich zum Thema kommen. Zuvor freute er sich jedoch, Bürgerinnen und Bürger aus ganz Marktschellenberg, Gemeinderatsmitglieder der unterschiedlichen Fraktionen und auch zwei ehemalige Bürgermeister begrüßen zu können. In einer kurzen Einführung stellte Michael Köhler nochmals die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte vor Augen.
Im Ortszentrum von Marktschellenberg befanden sich ehemals drei Gasthöfe, die aus unterschiedlichen Gründen nacheinander schließen mussten. Der letzte Betrieb in dieser Reihe war der Gasthof Forelle, ein, das Ortsbild dominierendes Gebäude mitten auf dem Marktplatz. Diese Immobilie stand anschließend zum Verkauf und hätte von der Gemeinde mit weitgehender Förderung durch die Regierung von Oberbayern erworben werden können. Dies wurde zu diesem Zeitpunkt leider versäumt.
Noch danach hätten einheimische Bewerber, die schon ein schlüssiges Betreiberkonzept und eine weitgehende Finanzierung erstellt hatten, zum Zuge kommen können, wenn sie durch die Gemeindeführung etwas unterstützt worden wären. Dazu kam es nicht und so wurde die Liegenschaft von einem auswärtigen Investor erworben. Zur Zeit sei jetzt nicht so recht klar, was dort geschehe, weil das Haus einen zwar ordentlichen, aber kaum genutzten Eindruck mache und inmitten der Ortsmitte leblos und verlassen wirke.

Gasthaus für Marktschellenberg- Infoabend vom 25.03.2014 im Gasthaus Oberstein

In der anschließenden Diskussion gab es auch kritische und skeptische Meinungen zum Betrieb eines "Gemeindewirtshauses". Dr. Alois Krausenböck als Referent und der Bürgermeisterkandidat Dr. Michael Köhler stellten sich geduldig allen Meinungen.

Dies sei für einen touristischen Ort wie Marktschellenberg ein in jeder Hinsicht unbefriedigender Zustand. Schon lange mache sich der CSU-Ortsverband Gedanken, wie man diesen Umstand ändern könne und daher freue man sich, einen absoluten Experten gewonnen zu haben, der schon in anderen Orten mit vergleichbaren Problemen die erfolgreichen Bemühungen beratend begleiten konnte.
Damit ergriff der ehemalige Baudirektor im Amt für ländliche Entwicklung in Schwaben, Herrn Dr. Alois Krausenböck das Wort und führte den Zuhörern in einem spannenden wie fundierten Vortrag unterschiedliche Modelle vor Augen, wie die Ansiedelung eines ortstypischen Wirtshauses gelingen könnte.
Einerseits gäbe es die Möglichkeit, dass die Gemeinde ein passendes Gebäude erwerbe und dies mit den umfangreich vorhandenen Fördermitteln, wie Denkmalschutz, Einzelobjektförderung der Ortsentwicklung und viel Eigenleistung renoviere und dann zu günstigen Bedingungen verpachte. Der Referent konnte dazu anhand umfangreichen Bildmaterials das Beispiel eines historischen Wirtschaftsgebäude, das die Gemeinde vor dem Verfall rettete, zeigen. Der Ausbau erfolgte auch mit erheblichen Eigenleistungen der Bürger und die Gebäude werden heute vielfältig genutzt: es befinden sich dort eine Arztpraxis, ein Architekturbüro, Räume für die Vereine, ein Übungsraum für die Musiker und eine Bedarfsgastronomie. Daneben findet sich ein großer Saal für Hochzeiten, örtliche Feste und Märkte. Das alles habe dem Dorfleben enormen Auftrieb gegeben.
In einem weiteren Beispiel wurde ein Verein gegründet, der ein schon lange leer stehendes Wirtshaus erwarb und dieses über Spenden, Anteilscheine und Eigenleistung renovierte. Ein Vereinsmitglied mit Hang zum Kochen veränderte seinen beruflichen Schwerpunkt und übernahm die Gastronomie, die jetzt hervorragend laufe, weil auch Gäste von außerhalb und Busse geworben werden konnten.
Im dritten Fall wurde über die örtlichen Vereine mit Beteiligung der Gemeinde ein Förderverein gegründet. Dieser erwarb eine Brandruine, ließ sie abreißen und errichtete auf dem Grundstück ein neues Gebäude.
Auch hier wurden die Fördermöglichkeiten ausgenutzt, dazu kamen Leistungen der Gemeinde, Eigenleistungen und Spenden. Im Haus befinden sich jetzt ein Gasthaus und Räume für die Vereine.
Alle diese Beispiele zeigten, dass mit Engagement, dem Ausschöpfen von Fördermöglichkeiten und Einbringen von Eigenleistung etwas Bleibendes geschaffen werden kann, was dem Gemeindeleben dient.
Dem informativen Vortrag folgte eine angeregte Diskussion mit vielen, auch nachdenklichen und skeptischen Wortmeldungen. Es wurde sehr engagiert für das Für und Wider eines Wirtshauses in der Ortsmitte Marktschellenbergs diskutiert.
Am Schluss war man sich aber weitgehend einig darüber, dass alle Möglichkeiten und Ideen geprüft werden sollten, um ein solches Vorhaben voranzutreiben. Zum Schluss fasste es Dr. Michael Köhler nochmals mit seinen Worten zusammen: "Marktschellenberg hat es verdient, durch gemeinsames Handeln wieder zu einem lebendigen Zentrum zu kommen in dem miteinander geredet und gehandelt werden kann!"

Gasthaus für Marktschellenberg- Infoabend vom 25.03.2014 im Gasthaus Oberstein

Dr. Alois Krausenböck

In seinem Referat verdeutlichte Baudirektor Dr. Alois Krausenböck die unterschiedlichen Betreiberkonzepte auf anschauliche Weise und gab den zahlreichen Zuhörern damit die Möglichkeit, sich eine fundierte Meinung über ein "eigenes Wirtshaus" am Ort zu machen.